Kläranlage Seebergen

Am Rand von Seebergen, Gemeinde Drei Gleichen, wurde 2008 eine ganz andere Art Kläranlage – eine sog. SBR-Anlage - für maximal 1.350 Einwohnerwerte errichtet.

 

Die Abkürzung SBR steht für "Sequenced-Batch-Reactor" und umschreibt ein im Aufstau betriebenes biologisches Klärverfahren. Im Gegensatz zu so genannten Durchlaufanlagen wie die Kläranlage Gotha arbeitet eine SBR-Kläranlage im zeitlichen Wechsel zwischen Abwasserannahme (bei gleichzeitig zunehmendem Wasserspiegel) und der Sedimentations- und Entleerungsphase. Dieses alles vollzieht sich in einem einzigen Behälter (Einbecken-Reaktor), was verdeutlicht, dass für den biologischen Aufbereitungsprozess (Belebung und Nachklärung) nur ein einzelner, äußerst einfach gestalteter Behälter erforderlich ist. Die Kläranlage Seebergen wurde als sogenannte Doppelanlage mit zwei Behältern ausgerüstet, welche durch wechselseitige Beschickungen mit Abwasser unabhängig voneinander das Abwasser reinigen.

 

In der folgenden Abbildung  ist die Betriebsstrategie einer Einbecken-Kläranlage  schematisch dargestellt:

Beim SBR-Verfahren wird der, bis zu einem minimalen Wasserspiegel mit Belebtschlamm gefüllte, Reaktor solange mit zufließendem Abwasser aufgefüllt, bis der maximale Wasserspiegel oder aber die vorgewählte maximale Auffüllzeit erreicht ist. Während des Auffüllvorgangs wird das Abwasser-Belebtschlamm-Gemisch im Betriebswechsel belüftet und gerührt, so dass sich der Aufbereitungs- bzw. Abbauprozess im Wechsel vollzieht.

Ist der Einbecken-Behälter gefüllt wird der Zufluss zum Einbecken-Reaktor gestoppt. Nach einer auf die individuellen Betriebsverhältnisse abgestimmten Nachreaktionszeit erfolgt, durch Abschalten des Belüftungs- und Rührsystems, die Sedimentation des Belebtschlammes und danach das Entfernen (Dekantieren) des geklärten Abwassers.

Je nach Füllstand des Reaktors wird das geklärte Abwasser im freien Gefälle (Freispiegel-Dekanter) aus dem Behälter entfernt. Um das Schlammvolumen konstant zu halten, wird mit Hilfe einer Pumpe periodisch der sich bildende Überschussschlamm abgezogen und in den benachbarten Voreindicker gefördert. Nach einer gewissen Absetzzeit, wird die durch Sedimentation entstandene Trübwasserschicht abgepumpt und wieder dem Reinigungsprozess zur Weiterbehandlung zugeführt.

Der beschriebene Prozess wird als Zyklus bezeichnet und hat eine zeitliche Dauer von 6 Stunden, so dass  pro Reaktor vier Zyklen in 24 Stunden gefahren werden.

 

Die Kläranlage Seebergen besteht aus folgenden Anlagenteilen (Darstellung siehe Lageplan):

  • Zulaufpumpwerk (nicht abgebildet);
  • Betriebsgebäude mit Rechen-Sandfang-Anlage (1), Gebläseraum mit Netzersatzanlage (2), Schaltwarte mit Steuertechnik (3) und einer Werkstatt (4);
  • Pumpwerk (5) und Armaturenschacht (Verteilerbauwerk) (6);
  • SBR 1-Behälter (7) mit einem Volumen = 452m³;
  • SBR 2-Behälter (8) mit einem Volumen = 452m³;
  • Trübungsmessschacht (9);
  • Ausgleichsbecken (10) mit einem Volumen = 220 m³;
  • Mengenmessschacht (11) mit Probenahmeschacht (12);
  • Voreindicker (13) mit einem Volumen = 140m³;
  • Schlammstapelbehälter (14) , Volumen = 452m³;
  • Schlammentnahmeschacht (15); Brunnenschacht (16) zur Brauchwassergewinnung (4).